Zu Besuch im Recyclinghaus Hannover

Das Recyclinghaus in Hannover wurde unter der seinem Namen entsprechenden Prämisse gebaut. Der Entwurf stammt aus der Feder der Cityförster. Einerseits sind hier viele wiederverwendete und recycelte Bauteile und -stoffe eingesetzt worden, andererseits sind die Verbindungen jeweils so gewählt, dass das Haus leicht rückbaubar ist. Dementsprechend kann es auch nach seinem Lebenszyklus prima als Rohstofflieferant dienen. 

Die Gründung besteht aus RC (Recycling) -Beton und Schaumglasschotter. Die Fassade nahezu komplett aus wiederverwendeten Bauteilen und einer Dämmung aus alten Jutesäcken. Die Verkleidung wurde von Abbruchbaustellen gewonnen: Eternitplatten, Holz, Profilbauglas und ebenso die Fenster. Bei letzteren mussten zwar aufgrund eines höher geforderten U-Wert die Glasscheibe in eine 3-Scheibenverglasung umgetauscht und die Rahmen wärmetechnisch ertüchtigt werden, die Haupt-Konstruktion blieb jedoch die selbe. Und das Gute hierbei, die “alten” Glasscheiben konnten für einen Pavillon in der Stadt weiter genutzt werden, da dieser weitaus weniger Anforderungen unterstellt war. Alleinig die Holz-Fassade aus europäischer Lärche im Eingangsbereich ist nicht rezykliert. Und das auch nur, weil die eigentliche Variante mit gebrauchten Holzlatten einer Sauna zu viel Wasser ansog und deswegen schimmelte.

Im Innenraum empfängt ein schöner Opus signium-Belag (Terrazzo-ähnlich, aber wichtig für die Bodenleger*innen KEIN Terrazzo). Raumhohe Türen aus dem Messebau bieten eine besondere Weite. Und die sichtbaren Lüftungsrohre einen industriellen Charme. Auch die Badezimmer-Wand mit ihren Kronkorken lädt zu weiteren Blicken ein. Ein Highlight sind außerdem die, auf der Wand angebrachten, Heizungsrohre aus Kupfer. Zusätzlich dazu bringt eine Wand aus übereinander gestapelten Gipskartonplatten einen besonderen Twist in der Innenraumgestaltung.

Das Gebäude wurde getreu dem Motto “Design by availability” entworfen. Bedeutet, dass es zwar einen Anfangsentwurf gab, dieser jedoch aufgrund der Verfügbarkeit oder Nicht-Verfügbarkeit von Materialien stetig angepasst werden musste und durfte. Die Planungsphase war dadurch etwas länger als bei „handelsüblichen“ Entwurfsprozessen, die Ausführung jedoch konnte in einem regulären Zeitraum erfolgen.